Vom Freitag, 8. bis Sonntag, 10. September fand in Reutlingen ein hochkarätiges Seminar zum Thema Katana statt. Organisiert von Holger Kunzmann und dessen Team, wurde es abgehalten von den
beiden Dai Shihan Someya Sensei und Kamioka Sensei, wobei in der Hauptsache erstgenannter uns unterrichtet hat. Dies war das erste Mal, dass die beiden Lehrer außerhalb von Japan unterrichtet
haben. Unser Dojo war vertreten durch Gert Zimmermann, Moritz Lux und Michael Reuter. Vor Ort trafen wir auf viele Freunde aus Nürnberg, Fürth, Augsburg und Biehl und konnten zwei (Gert drei - er
war bereits am Freitag dabei) für alle lehrreiche und hochinteressante Trainingstage absolvieren.
Someya Seinsei ist eine wahre Koryphäe, was den Umgang mit dem Schwert angeht. Zunächst erfolgte die Frage, wer zuerst seinen linken und dann seinen rechten Tabi angezogen hat. Denn ein
Samurai zieht zuerst den linken Tabi an. Würde er dies nicht tun, beabsichtig er Seppuku zu begehen. Mit grundlegenden Dinge, wie das richtige Ablegen des Schwertes nach dem Abknien oder die
korrekte Übergabe einen Schwertes begann das Training. Weiterhin wurden wir darin unterrichtet, wie die richtige Fußstellung aussieht, wie groß der Abstand der Füße ist und wie man das Schwert
richtig hält. Dabei wurde insbesondere auf die Funktion der einzelnen Zirate eingegangen. So ist die Wicklung an der Tsuka (Griff) des Katana nicht nur einfach künstlerisch und schön gestaltet,
vielmehr dienen die Rauten, in denen die Same (Rochenhaut) zum Vorschein kommt als die Stelle, an der die Fingerspritzen positioniert werden. Viel Zeit verbrachten wir mit dem Üben der richtigen
Armhaltung beim Shomen Giri und wie dieser im Idealfall von statten geht. Dabei wurde immer wieder betont, dass der Schwung aus der linken Hand kommt, während die rechte Hand führt. Und siehe da,
wenn man sich darauf konzentriert, kommt ein wunderbarer Schnitt dabei heraus.
Es folgten einige Techniken, bei denen speziell die Vorzüge unterschiedlicher Schwerttypen herausgestellt wurden. So eignet sich wohl ein Bokuto in der Form eines Tachi sehr für einen
Anfänger, da der gebogene Griff (der eines Katana ist gerade) besser an den Unterarm nach dem Schnitt anlegt und damit die richtige Griffposition leichter zu finden ist. Ebenso wurde auf das
Ninjato eingegangen. Das Schwert hat eine mit ca. 52 cm recht kurze Klinge, während der Griff eine normale Länge aufweist. Bedingt durch die kompakte Form kommt man nahe an den Gegner heran und
kann ihn mit verschiedenen Techniken bekämpfen, bei denen er keine Chance mehr hat, bedingt durch die Länge seiner Waffe, eine erfolgreiche Gegenmaßnahme einzuleiten.
Am Nachmittag folgte ein hochinteressanter Beitrag zur Entwicklung des japanischen Schwertes. So war uns neu, dass es bis ca. 1600 nur das Tachi, und eigentlich erst in der Friedenszeit der
Edo-Periode das Katana gab. Es folgten Erläuterungen über die Entwicklung der Klingenform und -Länge, Herstellung, Preis und nicht zuletzt, wie man feststellen kann, ob die Schneide beschädigt
ist.
Nach ein paar weiteren Übungen und der erste Tag war auch schon vorbei.
Der Sonntag begann mit der Sanshin no Kata und einigen Henkas daraus, denn diese ist elementar und wurden reichlich geübt. Viel mit dem Schwert wurde an diesem Vormittag nicht gemacht,
lediglich einige kleinere Katas. Dann folgte der zweite Theorie-Block - Tamishigiri. Echt beeindruckend! Someya Sensei hat derartig viel Wissen vermittelt. Man mag nicht glauben, was da alles
dahinter steckt. Es erfolgte auch die eindringliche Warnung, die Matten besser nicht im Haus zu wässern, der Geruch ist wohl nicht auszuhalten. Wichtig ist es, das Schwert vor dem Schnitt zu
kontrollieren. Ist die Scheide in Ordnung? Ist die Klinge gerade? Sitzt der Mekugi (Haltebolzen) fest? Weiter ging es damit, wie man idealerweise vor und nach dem Schnitt steht, dass die Arme
optimal ausgestreckt werden und viele solcher Dinge. Und dann ging es los. Someya Seinsei führte uns die Schnitte vor. Großartig, was man da zu sehen bekam. Einmal hat sich wohl die Klinge etwas
verbogen, was der Lehrer gleich durch geschicktes drücken wieder richtete. Dann war Kamioka Sensei an der Reihe. Er führte einen Kesa Giri, einen Gyaku Kesa Giri und einen Yoko-Giri mit
anschließendem Warrior-Cut aus - das heißt, beim letzten Schnitt wird die letzte der Matten nicht durchschnitten. Damit knickt das letzte Stück lediglich ab, bleibt aber hängen. Beging ein
Samurai Seppuku, so stand ihm ein anderer Samurai zur Seite, der ihn nach dem selbst zugeführten Schnitt durch den Bauch enthaupten sollte. Der Kopf des Mannes sollte dabei nicht komplett
abgeschlagen werden, damit der nicht über den Boden rollt.
Nach einigen weiteren Übungen, die unter anderem das Ziehen des Schwertes zum Inhalt hatten, war auch schon der zweite Tag vorbei und wir traten die Heimreise an. Ein großartiges Seminar
mit großartigen Lehrern. Leider wurde alles nur in englischer Sprache übersetzt, was es nicht immer einfach machte, allem zu folgen. Ansonsten unser Fazit: jederzeit wieder!
Wen es interessiert, auch das Fernsehen war da. Hier ist der ca. zweiminütige Beitrag zu sehen: https://vimeo.com/ 233440225
und mehr dazu gibt es hier: http://www.bujinkan- training.de/
Euer Michl
7. Kyu Bujinkan Budo Taijutsu
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