Japan Revival 2019
Frisch ausgestattet mit dem kürzlich in Japan erworbenen Wissen verschaffte uns unser Sensei Edmund Wasinger, im Wakagi Dōjō Lauf, beim Japan Revival einen lehrreichen und faszinierenden Einblick in Lehrmethoden und Katas aus dem Geburtsland unserer Kampfkunst. Nach einer lockeren Begrüßung begann das Seminar, zu dem nicht nur kein angemeldeter Teilnehmer fehlte, sondern gegenteilig mehr Leute kamen als geplant. Der Einstieg erfolgte mit dem Aufwärmprogramm von Furuta Sensei, der, wie Edi uns versicherte, als einziger japanischer Lehrer regelmäßig ein solches macht. Anschließend nahmen wir einige Katas aus der Kihon Happo, genauer gesagt der Torite Kihon Goho no Kata, durch. Hierbei konnten wir grundlegende Techniken gepaart mit völlig neuen Aspekten üben, darunter Omote Gyaku Dori, Omote Gyaku Tsuki und Musha Dori. Weiter ging es nach einer kleinen Trinkpause mit Schwerttheorie, wobei Edi uns, als seine Erklärungen langatmig zu werden schienen, mit der Eigenschaft Sumea Senseis vertraut machte, recht gerne ausschweifend über historische Themen zu erzählen, was uns sehr amüsierte. Im Anschluss erlernten wir Schwertschnitte und die korrekte Art der Schwertübergabe, denn auch so etwas muss geübt werden. Nun ging es im letzten Teil des Seminars über zur Kukishinden Ryu Happo Hiken Jutsu, einer der sechs Samuraischulen des Bujinkan Budo Taijutsu, welche sich auf den Kampf in Schlachtfeldern konzentrierte. Zu berücksichtigen galt dabei die Tatsache, dass der Trainingspartner und man selbst normalerweise durch eine Yoroi, also eine Rüstung gepanzert und eingeschränkt worden wären. Zunächst kam Seion, was im Deutschen soviel wie „Geräusch des Lebens“ bedeutet, an die Reihe, bei der wir tatsächlich dem Uke (Trainingspartner) ein Geräusch entlockten, das dem Namen der Technik alle Ehre machte. Bei einer weiteren Technik hieß es dann: Rückwärts gehen und vorwärts denken. Obwohl dies unlogisch klang, demonstrierte Edi uns, dass dies nicht nur möglich, sondern auch effektiv ist. Besonders faszinierend erschienen mir jedoch nicht die Katas, sondern die darin enthaltenen Prinzipien, welche das Elementare einer jeden Technik sind. Hier versuchte Edi, und es gelang ihm, zumindest aus meiner Sicht, uns die Lehren des Großmeisters Hatsumi Senseis persönlich nach bestem Können widerzugeben. Die Atmosphäre war sehr angenehm, die Techniken nicht zu kompliziert und Edis Reden uferten letztlich nicht aus. Noch vor Trainingsschluss wurde unser Seminar in einem Gruppenfoto festgehalten, bei dem natürlich auch der Spaß nicht fehlen durfte. Dies war bezeichnend für die gesamte Zeit, dass wir trotz tödlicher Techniken, hinterhältigen Hebeln und gemeinen Griffen Spaß mit den Übungen, unserem Sensei Edi höchstpersönlich und unseren Trainingspartnern hatten. Es war ein sich lohnendes Erlebnis, an das wir mit einem Lächeln und ohne Verletzung zurückdenken können. Sollte ich bei dem eifrigen Leser dieses Artikels den Eindruck erweckt haben, mit der Seminarbeschreibung den Nagel auf den Kopf zu treffen, so kann ich ihm nur beipflichten.
Dōmō Arigatō Gozaimashita Sensei.
Yanneck Stübinger, 3. Kyu
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